Ask the Coach #51 - Ist Vitamin D3 ein Rattengift?

Ask the Coach #51 - Ist Vitamin D3 ein Rattengift?

„Ask the Coach“ ist die Kolumne in der Wolfgang Unsöld Eure Fragen zu Training & Ernährung beantwortet. Das gleichnamige Buch ist im Riva Verlag erschienen und direkt hier erhältlich. 

Frage: Hallo Wolfgang, was sagst Du dazu, dass Vitamin D3 als Rattengift verwendet wird?

WU: Ja, obwohl Vitamin D3, auch bekannt als Cholecalciferol, entscheidend für die menschliche Gesundheit ist, wird es paradoxerweise auch als effektives Rattengift eingesetzt.

So viel vorab, die grundsätzliche Wirkungsweise bei Menschen und Ratten ist quasi identisch. 

Den entscheidenden Unterschied machtjedoch , wie ich gleich vorrechne, die jeweilige Dosierung.

Jedoch zuerst einen Einblick in den Mechanismus der Vitamin D3 zu einem effektiven Rodentizid macht.

 

Vitamin D3 als Rattengift

Vitamin D3 ist wegen seiner Fähigkeit, in hohen Dosen tödlich für Nagetiere zu wirken, als Rattengift zugelassen. Es führt zur Kalziumüberladung im Körper, was schwerwiegende Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz und Nieren verursacht und schließlich zum Tod führt.

Wie wirkt Vitamin D3 als Gift bei Ratten?

Vitamin D3 steigert die Kalziumaufnahme aus dem Darm. Bei Ratten führt dies zu einer Hyperkalzämie, die eine Überkalzifikation von Weichteilen wie den Nieren, Arterien und dem Herz bewirkt.

Die tödliche Dosis für Ratten liegt jedoch weit über dem, was Menschen typischerweise zur Nahrungsergänzung aufnehmen.

 

Die Dosis macht das Gift?

Für den Menschen ist Vitamin D3 in den empfohlenen Dosen von 20 mcg pro Tag, die 800 internationalen Einheiten (IE) entspricht, sicher und essentiell für die Gesundheit, insbesondere für die Knochenstärke und das Immunsystem. Das ist auch exakt die Dosierung, die wir in unserem Vitamin D/K Komplex und Pure Vitamin D verwenden.

Bei einem Vitamin D Defizit bzw. eine individuell höheren Bedarf an Vitamin D kann diese Dosierung in der Praxis auch höher sein.

Sie ist jedoch weit entfernt der Dosierung die als Rattengift verwendet wird.

Eine Ratte, die Rattengift mit Vitamin D3 aufnimmt, erhält eine Dosis von etwa 10-40 mg/kg Körpergewicht, basierend auf 5 mg bis 20mg pro Giftportion bei 250 g bis 500 g Körpergewicht.

Im Gegensatz dazu nimmt ein Mensch bei der Einnahme von 800 IE nur etwa 0,0003 mg/kg bei 60 kg bis 90 kg Körpergewicht auf.

10-40 mg/kg im Vergleich zu 0,0003 mg/kg.

Dies entspricht  0,00075 %.

Diese dramatische Differenz in der Dosierung erklärt die Sicherheit von Vitamin D3 bei sachgemäßer Anwendung beim Menschen.

 

Zunehmende Vitamin D-Vergiftungen bei Menschen

Trotz seines Sicherheitsprofils gibt es Berichte über eine Zunahme von Vitamin D-Vergiftungen, die in erster Linie auf übermäßige, unkontrollierte Selbstmedikation zurückzuführen sind.

Vergleiche mit anderen häufigen Vergiftungen, wie Alkoholvergiftungen, zeigen jedoch, dass Vitamin D-Vergiftungen relativ selten sind. 

So wurden in Deutschland im Jahr 2019 nur 52 Fälle von Vitamin D-Vergiftungen gemeldet, verglichen mit über 20.000 Fällen von Alkoholvergiftungen, was die relative Seltenheit von Vitamin D-Toxizität unterstreicht.

Vitamin D-Vergiftung, auch als Vitamin D-Toxizität oder Hypervitaminose D bekannt, tritt auf, wenn zu viel Vitamin D im Körper vorhanden ist und hohe Kalziumwerte im Blut verursacht, was zu Gesundheitsproblemen führen kann. Die Bestimmung des Vitamin D-Spiegels im Blut erfolgt durch die Messung von 25-Hydroxyvitamin D [25(OH)D], das die am häufigsten verwendete Markierung für den Vitamin D-Status darstellt.

Eine Vitamin D-Vergiftung wird üblicherweise bei einem 25(OH)D-Spiegel von über 150 ng/ml (375 nmol/l) diagnostiziert. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Werte deutlich über den allgemein empfohlenen Zielbereichen für eine ausreichende Vitamin D-Versorgung liegen.

 

Die Wichtigkeit regelmäßiger Labortests

Regelmäßige Überprüfungen des Vitamin D-Spiegels durch Labortests sind entscheidend, um eine individuell angepasste Dosierung zu gewährleisten und das Risiko einer Überdosierung zu eliminieren. Diese Tests helfen, individuell den optimalen Vitamin D-Spiegel zu ermitteln und anzupassen.

Wir empfehlen mindestens 2 mal pro Jahr ein Vitamin D Test durchzuführen um das aktuelle persönliche Level zu bestimmen.

 

Wasservergiftung als Analogie

Die Wasservergiftung, eine seltene, aber potenziell tödliche Überdosierung von Wasser tritt auf, wenn eine übermäßige Menge Wasser in kurzer Zeit aufgenommen wird und die Nieren das überschüssige Wasser nicht effizient ausscheiden können. 

Dies führt zu einer gefährlichen Verdünnung des Natriumspiegels im Blut, bekannt als Hyponatriämie. 

Eine Aufnahme von mehr als 3-4 Litern Wasser innerhalb weniger Stunden kann zu diesem Zustand führen, besonders wenn keine Elektrolyte zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts konsumiert werden.

Dieser Zustand kann besonders lebensbedrohlich sein, wenn es zu einer Schwellung des Gehirns kommt, was zu ernsthaften Gesundheitsproblemen wie Anfällen oder Hirnschäden führen kann. 

Auf Grund dieser potentiellen Wasservergiftung auf Wasser zu verzichten macht natürlich wenig Sinn, da quasi jedem die Wichtigkeit von Wasser, vor allem als Getränk, für unsere Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit bekannt.

Das Beispiel verdeutlicht, wie lebensnotwendige Substanzen bei unsachgemäßem Gebrauch gesundheitsschädlich sein können. 

Das bedeutet der verantwortungsvolle Umgang und Konsum ist entscheidend - mit Wasser, mit Vitamin D und mit vielen anderen.

 

Fazit

Vitamin D3 ist ein für den Menschen wichtiger Mikronährstoff.

Eine ausreichende Vitamin D Versorgung ist entscheidend für den menschlichen Körper.

Schätzungen deuten darauf hin, dass etwa 30% bis 60% der deutschen Bevölkerung einen Vitamin-D-Mangel haben könnten.

Das sind etwa 25.000.000 bis 50.000.000 Menschen in Deutschland.

Im Vergleich zu 52 Fälle von Vitamin D-Vergiftungen, die im Jahr 2019 gemeldet wurden.

Das bedeutet das Thema Vitamin D-Mangel ist wesentlich präsenter und verbreiteter als Vitamin D-Vergiftungen, die in erster Linie auf eine verantwortungslose Dosierung in der Supplementierung und mangelnde Überprüfung des eigenen Vitamin D-Spiegels via Labortest beruhen.

Dieses Vitamin D3 Beispiel ist sinnbildlich dafür, wie ein Stoff in unterschiedlichen Kontexten sowohl lebenswichtig als auch gefährlich sein kann. Genauso wie Wasser.

Eine verantwortungsbewusste Dosierung und regelmäßige Überprüfungen des persönlichen Vitamin-D-Spiegels sind entscheidend, um die Vorteile von Vitamin D ohne Risiken zu genießen.

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